Die Familienverfassung

24. Mai 2023

Unter einem Familienstatut kann man verstehen:

Die schriftlich niedergelegte langfristige Strategie einer Unternehmerfamilie, die die Interessen der Familie, des Unternehmens sowie der Gesellschafter sorgfältig abgewogen hat und über klare, einfache Strukturen und Geschlossenheit den Geschäftsbetrieb und den familiären Zusammenhalt fördern soll.

Ziel ist es – Beständigkeit und Kontinuität in der Fortführung der
Vermögensbewirtschaftung zu sichern, zugleich aber auch
ausreichende Gestaltungsfreiheit zur Fortentwicklung zu gewähren.

Eine regelmäßige Überprüfung des Inhalts und der Umsetzung ist geboten!

 

Mögliche Funktionen der Familienverfassung

  • Identität stiften – Familienzusammenhalt fördern
  • Kollektives Gedächtnis der Familie
  • Bewältigung der Generation steigenden Konfliktpotenzials
  • Sicherung der Vermögensbewirtschaftung und des Unternehmens durch Professionalisierung der Familiensphäre
  • Regelungen zu Kriterien der Führungsnachfolge in Familien
  • Steigerung der Berechenbarkeit von Familienunternehmern für Gläubiger, Mitinvestoren, Kapitalgeber usw.

 

Möglicher Aufbau der Familienverfassung

Präambel

  • Abstrakte Wiedergabe der allgemeinen Zielvorgabe der Familie
  • Zusammenfassung des Wertekanons der Familie
  • Wiedergabe von prägenden Erfahrungen und Traditionen über Generationen Gründungsmotive etc.
  • Konsens der Familie in diesen Grundsätzen / ggf. (feierliches) Bekenntnis
  1. Artikel zu grundlegenden (ideellen) Werten
  2. Artikel zu Erfolgs gerichteten Zielen
  3. Artikel zu Rollenverteilung
  • im Unternehmen
  • in der Vermögensbewirtschaftung
  • im ideellen (z.B. philanthropischen) Bereich der Familie
  • im innerfamiliären Bereich

Organisationsstatut zu innerfamiliären Institutionen (z.B. Familienrat, Familientag, Family Education, Family Philanthrophy, Family Office etc.)

 

Spannungsverhältnisse und Regelungsbereiche

  • Unternehmenssphäre: Gesellschaftsvertrag
    -Kompetitives Umfeld – Markteffizienz – externe Umstände
    -stark regulatorische Prägung – Gesetze, Arbeitnehmerrecht
    -bürokratische Anforderungen – starke Prozessorientierung
    -Risikomanagement
  • Vermögenssphäre: Anlagestrategie (SAA)
    -Kompetitives Umfeld – Markteffizienzen – externe Umstände
    -stark regulatorische Prägung – KWG, KAGB etc.
    -starke Prozessorientierung – Risikomanagement
  • Familiensphäre: Familienstatut / Familienverfassung
    -Gerechtigkeitsprinzip – starke Orientierung an „inneren“Werten
    – i. d. R. keine regulatorische Prägung – geringe Prozessorientierung – i. d. R. geringes Risikobewusstsein /-management